Gemeinsam ankommen, gemeinsam gestalten
Menschen, die nach Basel fliehen, bringen nicht nur die Hoffnung auf Sicherheit mit, sondern auch den Wunsch, hier ein Zuhause zu finden. Das Rote Kreuz Basel begleitet sie auf diesem Weg – gemeinsam mit engagierten Freiwilligen, die Zeit, Offenheit, Lebenserfahrung und ein Interesse an einem Austausch auf Augenhöhe mitbringen.
Seit 2020 betreibt das Rote Kreuz Basel im Auftrag des Kantons Basel-Stadt und der Christoph Merian Stiftung die Koordinationsstelle Freiwillige für Flüchtlinge (KOFFF). Ziel der Koordinationsstelle ist es, das zivilgesellschaftliche Engagement für geflüchtete Menschen zu koordinieren und auf diese Weise den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch Integration zu stärken.
Kernstück der Arbeit ist das Programm Eins zu Eins, das bereits 2016 ins Leben gerufen wurde. Bei dem Programm treffen sich gleichbleibende Tandems aus je einer freiwilligen und einer asylsuchenden Person. Das Format setzt auf regelmässige und niederschwellige Begegnungen, Unterstützung und Vertrauen. Dabei geht es nicht um einseitige Hilfe, sondern um ein Miteinander, das auf Respekt und echtem Interesse beruht.

Kollaborativ. Teamorientiert. Engagiert. Die Verantwortlichen der KOFFF, Andrea Hüssy, Linda Falcetta und Gabriela Guizzo Dri sind zuständig für die Koordination der Freiwilligen.
«Koordinationsstelle Freiwillige für Flüchtlinge – der Name ist tatsächlich Programm», sagt Linda Falcetta. Denn im Zentrum der Arbeit steht nicht primär die Unterstützung der Geflüchteten, sondern vor allem die Begleitung der Freiwilligen.
Sie und ihre Kolleginnen beraten, vermitteln passende Tandems, organisieren Weiterbildungen, bieten Unterstützung in herausfordernden Situationen und schaffen Räume für Austausch und Reflexion. Durch die Koordination soll eine starke und nachhaltige Basis freiwilligen Engagements entstehen.
Das Programm richtet sich ausdrücklich nicht nur an Menschen mit Erfahrung im Bereich Migration. Auch wer Interesse an interkulturellem Austausch mitbringt, ist willkommen. Schon ein Einsatz von ein bis zwei Stunden, alle ein bis zwei Wochen kann viel bewirken – vorausgesetzt, man bringt eine Mindestverbindlichkeit von sechs Monaten mit. Denn Vertrauen braucht Zeit.
Gabriela Guizzo Dri betont: «Man kann die Positivität des Programms sehen». Nicht nur die geflüchteten Teilnehmenden lernen dazu – auch die Freiwilligen machen wichtige Erfahrungen. Viele starten mit einer klaren Vorstellung davon, wie ein:e Tandempartner:in sein sollte. Doch mit der Zeit wächst das gegenseitige Verständnis. Man lernt, Erwartungen loszulassen und sich auf Neues einzulassen.
Die Vielfalt der Tandems ist beeindruckend. Kein Tandem gleicht dem anderen – und manche wachsen über sich hinaus. Eine Freiwillige wurde zur Gotti des Kindes ihrer Tandempartnerin. Eine andere half nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern setzte sich aktiv und entschieden gegen Vorurteile in ihrer Nachbarschaft ein. Und eine frühere geflüchtete Teilnehmerin ist heute selbst als Freiwillige aktiv.
Herausforderungen und Weiterentwicklung
Trotz vieler Erfolgsgeschichten sehen die Koordinatorinnen auch Verbesserungspotenzial. Der direkte Kontakt zu den geflüchteten Personen beschränkt sich häufig auf ein Erstgespräch, die Tandemvermittlung und regelmässige Abfragen zum Stand des Tandems. Für eine vertiefte Begleitung der Geflüchteten fehlen Zeit und Ressourcen.
Zudem zeigt sich, dass auch geflüchtete Personen, die ihren Aufenthaltsstatus auf eine Niederlassungsbewilligung geändert haben oder über Familiennachzug in die Schweiz gekommen sind, weiterhin Bedarf an Unterstützung bei der Integration haben – sei es bei der Sprache, der Administration oder bei sozialen Kontakten. Formale Kriterien bezüglich ihres Aufenthaltsstatus schliessen sie häufig vom Programm aus.
Andrea Hüssy wünscht sich mehr Sichtbarkeit für die Kraft und den Einsatz geflüchteter Menschen: «Viele zeigen unbegreiflichen Einsatz und enormen Willen». Trotz Hürden, Rückschlägen und traumatischen Erfahrungen schaffen es viele, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden, die Sprache zu lernen, Arbeit zu finden und sich eine Zukunft aufzubauen – oft ganz auf sich allein gestellt.
Koordination schafft Begegnung.
Ohne eine gezielte Vermittlung käme es zu vielen dieser Begegnungen nicht. Genau hier setzt die KOFFF an: Sie bringt Menschen mit Unterstützungsbedarf und engagierte Freiwillige zusammen und schafft auf diese Weise Raum für Begegnung auf Augenhöhe.
Freiwillige werden über Flyer, Inserate, persönliche Kontakte, Netzwerktreffen und die Website des Roten Kreuzes Basel gewonnen.
Zur Unterstützung der Freiwilligen bietet die KOFFF praxisnahe Schulungen an – etwa zu Themen wie «Nähe und Distanz», «Umgang mit Flucht und Trauma» oder «Weg in den Arbeitsmarkt». Ergänzt wird das Angebot durch regelmässige Austauschtreffen, bei denen sich Freiwillige vernetzen können.